Tell- Gertrud Stauffacher

Charakterisierung: Gertrud

Gertrud Stauffacher stammt aus einer guten Familie und ist eine Tochter des „Edlen von Idberg“ (V. ..  ). Schon früh hat sie Kontakt zu politischen Führern und verfolgt mit ihren „Schwestern“ wie politische Verhandlungen im Hause ihres Vaters ablaufen und kann politische Situationen gut einschätzen. Wie sie im Gespräch mit ihrem Mann sagt, hat sie sich das „Gute“ (V. … ) gemerkt und denkt deshalb sehr selbstständig. 

Gertrud Stauffacher tritt zum ersten Mal in I, 2 auf. Die Szene spielt in Steinen in Schwyz. Vor dem Haus des freien reichen Bauern Stauffacher findet das Gespräch zwischen ihm und seiner Frau Gertrud statt. Gertrud Stauffacher versucht selbstbewusst, ihren Mann davon zu überzeugen, sich mit gleichgesinnten Freunden zu beraten, wie man sich von den Unterdrückern befreien könne. Sie macht ihm klar, dass die Willkür der Vögte nicht aufhören wird und dass das Volk mit Gottes Hilfe sich dagegen wehren müsse. Stauffacher gibt zu, solche Gedanken bereits schon heimlich gehabt zu haben. Aber er befürchtet, dass die Österreicher eine solche Verschwörung zum Anlass nehmen könnten, Krieg ins Land zu bringen und die Freiheitsrechte aufzukündigen. Er versucht, seiner Frau die Gräuel eines eventuellen Krieges klarzumachen. Gertrud erwidert ihm jedoch vehement, dass auch die Schweizer kämpfen können, dass für sie der Tod immer noch besser sei als ein Leben in Knechtschaft (Vers 316) . Stauffacher lässt sich schließlich von der Entschlusskraft seiner Frau überzeugen. Gertrud zeigt an dieser Stelle, welche Überzeugungskraft sie besitzt. Gertrud erkennt die politische Situation und analysiert selbstbewusst (238ff) die Willkürherrschaft der Vögte (V. 277ff). Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Landleute in Uri, Schwyz, und Unterwalden in ihrer Freiheit von den Vögten beeinträchtigt werden. Weitblickend fordert sie zum Widerstand auf. Gertrud schlägt ihrem Mann ein Treffen unter Gleichgesinnten, denen die es „redlich“ meinen, zur Besprechung von kriegerischen Maßnahmen gegen die Österreicher vor. Sie erklärt dieses Treffen für unbedingt notwendig und denkt, dass auch „Gott“ den Widerständlern Beistand leisten und sie „nicht verlassen“ würde. Gertrud zeigt Stauffacher, dass sie bereit ist alles zu riskieren, als sie davon spricht, dass ihr „Herz“ nicht an materielle Dingen die im Krieg zerstört werden könnten, „gefesselt“ ist. Sie verweist noch einmal auf Gott und prophezeit eine bessere Zukunft, wenn sich die Schweizer endlich gegen ihre Unterdrücker, die österreichischen Vögte, erheben. Alles würde sie geben, bis hin zu ihrem Leben. Der Weg in den Selbstmord, dem „Sprung von der Brücke“, steht ihr nur noch offen, wenn Stauffacher rund die gleichgesinnten Freunde nicht rebellieren würden. Risikobereit  und mit klarem Verstand führt sie ihren Mann auf den Weg in den Widerstand. So treibt sie ihren Mann zum Handeln an. Sie gibt somit den Anstoß für die Verschwörung der Eidgenossen. Gertrud zeigt an dieser Stelle, wie sehr sie rhetorisch begabt ist. Sie versteht es ihrem Mann durch Nachfragen zu seinen Empfindungen verständnisvoll gegenüber zu stehen und ihm damit das Gefühl zu geben, dass sie immer an seiner Seite stehen wird.

Sie selbst tritt zwar nicht in der Öffentlichkeit als politische Führerin auf, allerdings ist ihre Rolle innerhalb der Ehe mit Stauffacher immens. Die Rollenverteilung wird eingehalten, so hütet sie das Haus, führt von ihrem Mann übertragen „das Regiment des Hauses“ und ihrem Mann bleibt das politische Handeln (V.330ff). Wie es zu dieser Zeit in kämpferischen Auseinandersetzungen üblich ist, kämpfen die Männer und die Frauen wie Gertrud opfern sich auf (326f). Trotzdem ist sie die treibende Kraft für die entstehende Widerstandsbewegung. Ihre Motive liegen dabei zum einen in ihrem Sinn für die Freiheit ihres Volkes als auch in der Sorge um die Sicherung ihres eigenen Besitzes. Gertrud zeichnet sich durch ihren politischen Weitblick und ihre Fürsorgegedanken aus. 

Sie ist als Mutmacherin und verständnisvolle Ratgeberin der Rückhalt ihres Mannes. 

 

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