Dürrenmatt denkt, dass die Welt heute ein Chaos sei und sich deshalb mit den klassischen Mitteln des Theaters nicht mehr richtig darstellen lässt.
Früher war es einfacher einen Helden zu finden, wie z.B. Generäle im 30jährigen Krieg oder Napoleon, der sich durch sein Handeln hervorgetan hat. Heute ist es schwieriger, da nur wenige aus der Masse Berufspolitiker hervorstechen. Dass Napoleon über eine riesige Machtfülle verfügte, ließ sich von außen sehen. Wieviel Macht ein Politiker heute hat, ist erst bei genauer Betrachtung klar.
Politische Verhältnisse lassen sich nach Dürrenmatt aus der Realitätsperspektive von Polizisten besser erklären, als aus der Perspektive der Politiker. Polizisten sehen eben jeden Tag die Missstände in der Gesellschaft, Politiker sind weit von diesen Missständen entfernt, wenn sie Entscheidungen treffen.
Dieses Chaos sieht Dürrenmatt in allen politischen Systemen. Dabei bleibt zu bedenken, dass er aus der Perspektive von vor 40 Jahren schreibt. Damals gab es zwei wichtige Staatsformen (1949-1990):
Darunter versteht man ein Staats- und Wirtschaftssystem, bei dem es um Gewinn- und Nutzenmaximierung geht.
Der Unternehmer möchte möglichst viel verdienen, der Käufer von Waren möglichst wenig ausgeben. Der Preis einer Ware wird durch das Angebot (wie viele Sachen gleicher Art werden auf einem „Marktplatz“ angeboten) und die Nachfrage (wie viele Käufer wollen das Produkt kaufen) bestimmt. Beispiel: Wenn ein Verkäufer 20 Äpfel anbietet, aber 100 Leute einen Apfel kaufen möchten, dann kann der Verkäufer den Preis anheben (eben weil so viele Leute Äpfel wollen und bereit sind dafür zu zahlen). Wenn er aber 100 Äpfel hat und nur 20 Leute an diesem Tag Äpfel kaufen möchten, dann hat er ein Problem. Er muss den Preis heruntersetzen, damit er alle seine Äpfel an den Mann bringen kann. Das System ist „unser“ System.
Im Sozialismus sieht das anders aus. Es gibt keinen Markt, wie wir ihn kennen. Der Staat, also die Regierung, legt fest, wieviele Äpfel angebaut werden und zu welchem Preis sie verkauft werden. Es ist dabei völlig egal und bleibt unbeachtet, wie groß die tatsächliche Nachfrage sein wird. Der Bedarf wird einfach geschätzt- und das über 3 oder 4 Jahre in Jahresplänen. Dieses System herrschte beispielsweise in der ehemaligen DDR. Dürrenmatt nennt den Sozialismus auch Staatskapitalismus, weil alles vom Staat geplant wird und nicht vom Privatbürger ausgeht.
Dürrenmatt benutzt das Wort Machthaber in einem weiteren Sinne:
Alle Menschen sind Machthaber- weil alle Menschen über irgendetwas Macht haben
Die Regierungen und Parlamente sind Machthaber, weil die politische Entscheidungsmacht haben, die sich auf ein ganzes Land auswirkt
Der Staat ist bei Dürrenmatt gleichbedeutend mit der Gesellschaft- egal ob früher oder heute.
früher: Einer herrschte und konnte frei entscheiden (ist kritisch zu sehen, weil da auch keine Kontrolle über den Herrschenden bestand), musste aber auch alle Fehlentscheidungen „auf seine Kappe“ nehmen
Heute sind ganz viele Leute an Entscheidungen beteiligt und es ist schwierig bei Fehlentscheidungen den Schuldigen herauszufinden.
Für den einzelnen, normalen Menschen heißt das nach Dürrenmatt, dass er zum Spielball der Politik wird. Genauso wie ein Spielball ein Ding, ein Objekt ist, ist es dann auch der Mensch in heutiger Zeit in Bezug auf politische Entscheidungen.
Voraussetzung, dass eine Tragödie „funktioniert“ ist, dass die Leute, die im Publikum sitzen, auch denken: „Das, was die da spielen auf der Bühne ist glaubhaft!“ Sie müssen sich mit dem Inhalt und dem Verlauf eines Stückes identifizieren können.
Dürrenmatt glaubt, dass das in heutiger Zeit nicht möglich ist, weil alles im Chaos steckt.
Dürrenmatt denkt, dass man sich den chaotischen Verhältnissen in der Gesellschaft nur in einer Komödie stellen kann. Mit anderen Worten, jeder empfindet das Chaos in der Gesellschaft als lächerlich oder zum lachen- also darf die zu wählende Dramenform für Autoren nur die Komödie sein.